An ihre Gründung vor 150 Jahren erinnerten der Deutsche Alpenverein und die Sektion Berlin. Außerdem wurde die Berliner Hütte 140 Jahre alt. Beim Jubiläumsball am letzten Juliwochenende gab’s also drei auf einen Streich. Der Naturpark Zillertaler Alpen gratuliert ganz herzlich!

Angesichts der Schlacht von Königgrätz zwischen Preußen und Östereich-Ungarn, der Gründung des Königreiches Italien oder der Eröffnung des Suezkanals mag der 9. Mai 1869 etwas blass erscheinen. Allerdings zu unrecht. Denn in München wurde der „Bildungsbürgerliche Bergsteigerverein“ gegründet. 150 Jahre später zählt der als Deutscher Alpenverein (DAV) bekannte Club 356 selbständige Sektionen. Dazu kommen 321 Berg- und Schutzhütten sowie rund 1,3 Millionen Mitglieder. Umgerechnet jede/r 64. Deutsche ist Mitglied im DAV. Wandern und Bergsteigen erfreut sich größter Beliebtheit.

Urlaub in den Bergen statt Kreuzfahrt

Wesentlich dazu beigetragen haben im 19. Jahrhundert die zunehmende Industrialisierung und die arbeitsbedingte Abwanderung in die Städte. Die Berge waren für Erholung abseits des Trubels an freien Tagen wie geschaffen. Eingekehrt und genächtigt wurde in den Hütten. In ihrer Umgebung konnte und kann dem Bergsport nachgegangen werden. Immer mehr Sektionen wurden ins Leben gerufen und immer mehr Hütten erbaut. So auch die Berliner Hütte, die heute im Gebiet des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen liegt.

Zehn Jahre nach Gründung des DAV errichtet und am 28. Juli 1879 eröffnet, musste sie schon fünf Jahre später vergrößert werden. „Ein Concert in einer Höhe von 3.367 m dürfte wohl bisher nicht dagewesen sein“, ist im ersten Hüttenbuch der Berliner Hütte zu lesen. Sepp und Simon Fankhauser vom Gasthaus Rosshag sowie der „Zillertaler Paganini“ Daniel Graus hatten nach dreieinhalb Stunden Aufstieg am 29. Juli 1885 ein Frühkonzert gegeben. Am Schwarzenstein auf 3.367 m Seehöhe. Kein morgendliches Konzert, aber ein besonderes Fest gab es am 27. Juli 2019 unter dem Motto „Kugelat im Zemmtal“. Exakt 140 Jahre nach Eröffnung der Hütte luden die Sektion Berlin des DAV und die Sektion Zillertal des Oesterreichischen Alpenvereins zum Jubiläumsball.

Normalerweise herrscht ab 22 Uhr Hüttenruhe. Nicht aber an diesem Abend. Denn anschließend an das Abendessen verwandelten die „Tiroler Tanzlmusig“ und  die „Rotofenmusig“ aus dem Berchtesgadener Land den festlich dekorierten Speisesaal in einen Ballsaal. Im Stüberl sorgte die "Ofenbankmusig" aus dem Zillertal für ein stimmungsvolles Ambiente.  An die 200 Gäste unterhielten sich über ihre Begebenheiten mit der Hütte, lauschten den Klängen der drei Musikgruppen und schwangen vergnügt das Tanzbein. „Wir wollten zum Jubiläum der Sektion und der Hütte unbedingt ein Fest mit Musik und Unterhaltung auf die Beine stellen“, so Paul Steger als Obmann der OeAV-Sektion Zillertal, „denn das haben sich Hütte, Sektion, Wirte und die Besucher der Hütte verdient“.

Dank ihrer Geschichte, ihrer Lage am Fuß zweier Gletscher sowie wegen ihrer Architektur und als Ausgangspunkt für weitere Touren ist die Berliner Hütte nach wie vor eine Besonderheit. Als erste Hütte überhaupt in Österreich wurde sie 1997 unter Denkmalschutz gestellt.

 © Florian Warum (Fotos und Text)